Fast noch 10 Jahre (oder länger) wird es dauern, bis er fertig ist: der längste Eisenbahntunnel der Welt. Führen wird er dann von Innsbruck bis nach Franzensfeste (Fortezza) in Südtirol in Italien (55 km). Er wird eine Verbindung zur derzeit schon in weiten Teilen existierenden Innsbruck-Umfahrung mit Öffnung in Höhe Tulfes haben und damit auf 64 km anwachsen. Damit ist er dann der längste Tunnel der Welt.

Weil dies ein Mammut- und Meisterprojekt ist und man, auch wenn er mal fertig ist, so gut wie nichts davon sehen wird, lohnt es sich, sich ein wenig mit diesem Bauprojekt zu beschäftigen.

Erste Machbarkeitsstudien gehen auf das Jahr 1989 zurück. Sollte der Tunnel 2026 wirklich wie geplant für den Verkehr geöffnet werden, vergehen also 37 Jahre von der ersten Planung!

Die Kosten des Tunnelprojekts wurden 2016 auf 10 Mrd. Euro geschätzt. Davon entfallen 60% auf den Rohbau, 15% auf die Ausrüstung, 10% auf die Planung, der Rest stellt eine Risikovorsorge dar.

Der Tunnel verläuft bis zu 1800m unter der Erde. Nach mehreren hundert Probebohrungen gibt nun der Erkundungsstollen weitere Auskünfte über die Beschaffenheit des Gesteins. Dieser Erkundungsstollen wird zuerst vorgetrieben kommt später mittig zwischen und 12 m unter den Haupttunnelröhren zu liegen. Die dadurch gewonnen Erkenntnisse sollen Zeit und Kosten beim Bau der Hauptröhren einsparen, später dient er vor allem der Entwässerung.

Wie wird gebaut: sprengen und bohren – je nach Gesteinseigenschaft. Gebohrt wird mit High-Tech-Tunnelbohrmaschinen. Diese erledigen alles in einem Durchgang. Bohren mit einem rotierenden Bohrkopf, Abtransport des Schutts, Sichern der neuen Tunnelwände mit Spritzbeton, Felsankern, Baustahlgittern und Stahlbeton-Segmenten.

Natürlich gibt es immer auch kritische Stimmen: angezweifelt werden sowohl die prognostizierte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, als auch die Wirtschaftlichkeit des Tunnelprojekts. Dadurch würden wertvolle Mittel für effizientere Infrastrukturprojekte entzogen.

Natürlich bedeutet so ein Tunnelbau auch, dass es zu erheblichen Eingriffen in die Natur kommt. Gigantische Deponien müssen angelegt werden, Quellen können versiegen. Es wurden mehrere Maßnahmen getroffen, um Umweltschäden zu erkennen und Missstände zu beheben, wie zum Beispiel Umweltbeobachtungsstelle in Südtirol, eine Ombudsstelle für Natur und Umwelt nördlich des Brenners oder ein Monitoring-Programm über den Wasserhaushalt. Diese sollen über den gesamten Zeitraum der Bauphase und auch darüber hinaus aufrechterhalten werden. Ökologische Ausgleichsmaßnahmen werden durchgeführt. So wurde eine 250 m2 große Orchideenwiese im Padastertal erfolgreich versetzt, durch gezielte Rodungen und Wiederaufforstungen wurde aus dem monotonen Nadelwald am Paschberg ein wertvoller Laubmischwald.

Es lohnt sich auf jeden Fall, weitere Informationen über die vielseitigen Aspekte des Tunnelbaus einzuholen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

– Bei freiem Eintritt kann man von Dienstag bis Sonntag im Infocenter Tunnelwelten in Steinach am Brenner auf 800 m2 vieles zum Thema Tunnelbau BBT entdecken. Dort kann man aber auch etwas über die Geschichte des Brennerpasses, Geologie, Vermessung, Tunnelbau und Umwelt erfahren. Alle Informationen unter www.tunnelwelten.at, BBT Infocenter TUNNELWELTEN, Alfons-Graber-Weg 1, 6150 Steinach a. B., +43 512 4030 400, tunnelwelten@bbt-se.com.

– Das Infocenter ist auch Ausgangsort von Besichtigungen vom Zufahrtstunnel Wolf und der Baustelle Ahrental. Mit FührerIn und Schutzweste kann man dort hautnah die Dimensionen des Projekts erleben. Termine online, email oder telefonisch!

– Ebenso kann man sich gute Eindrücke erwandern – auf dem Panoramaweg Padastertal. Dieser führt rund um die größte Erdaushubdeponie des BBT mit Aussichtsplattformen, Thementafeln und einem kleinen Stollengang. Der Start ist im Ortsteil Siegreid bei Steinach am Brenner am Eingang des Padastertals in der Nähe der kleinen Wendelinkapelle. Dauer ca. 2h, Strecke 5,4 km mit ca. 300 hm.